Die Taufe mit dem heiligen Geist (von Martin Arhelger)

Die Erwähnung der Taufe mit dem heiligen Geist in der Bibel

Die Taufe mit dem Heiligen Geist wird 6 mal in der Bibel erwähnt:

1) In Matthäus 3, Vers 11-12. Dort sagt Johannes der Täufer: "Ich zwar taufe euch mit Wasser zur Buße; der nach mir Kommende aber ist stärker als ich, dem die Sandalen zu tragen ich nicht wert bin; er wird euch mit Heiligem Geiste und mit Feuer taufen; dessen Worfschaufel in seiner Hand ist, und er wird seine Tenne durch und durch reinigen und seinen Weizen in die Scheune sammeln, die Spreu aber wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer" (Matthäus 3, 11-12). Dieselbe Begebenheit wird in den anderen Evangelien mitgeteilt:

2) "Und er [Johannes der Täufer] predigte und sagte: Nach mir kommt einer, der stärker ist als ich, dem den Riemen seiner Sandalen gebückt zu lösen ich nicht wert bin. Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit Heiligem Geiste taufen." (Markus 1,7-8)

3) "Johannes antwortete allen und sprach: Ich zwar taufe euch mit Wasser; es kommt aber einer, der stärker ist als ich, dem den Riemen seiner Sandalen zu lösen ich nicht wert bin; er wird euch mit Heiligem Geiste und mit Feuer taufen ..." (Lukas 3,16)

4) Johannes der Täufer sagt: "der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, der sprach zu mir: Auf wen du den Geist herniederfahren und auf ihm bleiben siehst, dieser ist es, der mit Heiligem Geiste tauft." (Johannes 1, 33)

5) Jesus Christus sagt (nach seiner Auferstehung, kurz vor Pfingsten): "Johannes taufte zwar mit Wasser, ihr aber werdet mit Heiligem Geiste getauft werden nach nunmehr nicht vielen Tagen." (Apostelgeschichte 1,5)

6) Petrus sagt in Apostelgeschichte 11: "Indem ich aber zu reden begann, fiel der Heilige Geist auf sie, so wie auch auf uns im Anfang. Ich dachte aber an das Wort des Herrn, wie er sagte: Johannes taufte zwar mit Wasser, ihr aber werdet mit Heiligem Geiste getauft werden." (Apostelgeschichte 11,15-16). Petrus bezieht sich dabei auf die Begebenheit im Haus des römischen Hauptmanns Kornelius. Kornelius und sein Haus hatten die gute Botschaft geglaubt und daraufhin war der Heilige Geist über sie ausgegossen worden (Apostelgeschichte 10,44-46).

Es gibt eine weitere siebte Stelle, wo zwar nicht direkt von der Taufe mit dem heiligen Geist die Rede ist, wo aber deutlich dasselbe gemeint ist:

7) "Denn auch in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geiste getränkt worden." (1. Korinther 12,13).


Was meint der Ausdruck "Taufe"?

Der Ausdruck "Taufe" wird in der Bibel in verschiedenem Sinn verwendet. Ursprünglich verstand man unter einer "Taufe" ein Untergetaucht werden in Wasser. In diesem Sinn ist z. B. in Markus 7,4 von "Waschungen" von Bechern und Krügen die Rede. (Das griechische Wort, das dort für "Waschungen" steht, wird in Kolosser 2,12 für die christliche Wassertaufe verwendet. In beiden Fällen geht es um ein Untertauchen.)

Im übertragenen Sinn konnte man auch sagen, daß jemand oder etwas in eine Sache "eingetaucht" wurde, d. h. sie völlig wahrnimmt. In diesem Sinn redete der Herr Jesus von seinen bevorstehenden Leiden als von einer "Taufe", mit der er getauft werden mußte (Luk 12,50).

Der Heilige Geist ist keine Flüssigkeit, in die man untergetaucht werden könnte. Der Ausdruck "Taufe mit dem Heiligen Geist" kann also nur übertragen gemeint sein.

Die Taufe mit dem Heiligen Geist hat nichts mit einer Wassertaufe zu tun. Das ist offensichtlich, wenn man die 5 ersten obengenannten Stellen liest; dort wird die Geistestaufe jedesmal von der Wassertaufe des Johannes durch ein "aber" getrennt. Auch bei der Begebenheit im Haus von Kornelius werden die Gläubigen zwar getauft, aber das geschieht erst NACHDEM der Geist schon auf sie gefallen war (Apg. 10,44-48).


Wann fand die Taufe mit dem Heiligen Geist statt?

In den Stellen aus Matthäus, Markus und Lukas wird das getauft werden immer in die Zukunft gelegt: er "WIRD" taufen. Johannes 1,33 sagt zwar "dieser IST es, der mit Heiligem Geist tauft", aber das soll offensichtlich nur eine Charakterisierung sein und keine zeitliche Festlegung.

Ganz klar ist Apg. 1,5: Der Herr Jesus sagt (nach seiner Auferstehung): "Ihr werdet mit Heiligem Geiste getauft werden nach nunmehr nicht vielen Tagen." Diese "nicht vielen Tage" dauerten bis zum Tag der Pfingsten: Damals empfingen die Jünger den Heiligen Geist, der sie zu einer Einheit, der Versammlung (Gemeinde, Kirche) zusammenfügte.

Die Begebenheit der Taufe mit dem Heiligen Geist ist seitdem ein Ereignis der Vergangenheit. In 1. Korinther 12,13 wird deshalb die Vergangenheitsform verwendet: wir "sind ... getauft worden".


Wie ist 1. Korinther 12,13 zu verstehen?

1. Korinther 12,13 ist unter den Bibelauslegern verschieden aufgefaßt worden. Zwei irrige Meinungen sollen hier noch kurz widerlegt werden:

1) Man behauptet, daß jeder Christ durch die christliche Wassertaufe zu dem einen Leib hinzugetan werde.

Diese Ansicht ist nicht stichhaltig und zwar aus zwei Gründen:

a) Wir haben oben schon gesehen, daß die Taufe mit dem Heiligen Geist in allen übrigen 6 Stellen mehr oder weniger deutlich von der Wassertaufe unterschieden wird. Es wäre sehr merkwürdig, wenn dann in 1. Korinther 12,13 im Gegensatz zu den anderen Stellen eine Wassertaufe gemeint wäre.

b) Die Bibel lehrt an keiner einzigen Stelle, daß man durch die Taufe ein Glied am Leib Christi wird. Dies geschieht vielmehr durch den Glauben an den Sohn Gottes.

2) Andere Ausleger beziehen den Ausdruck "wir sind getauft worden" auf jeden einzelnen Christen. Sie sagen: Sobald jemand an den Sohn Gottes glaubt empfängt er den Heilgen Geist und wird ein Glied am Leib Christi. Zu diesem Zeitpunkt hat er (oder sie) persönlich die "Taufe mit dem Heiligen Geist" empfangen und wird ein Glied am Leib Christi.

Auf den ersten Blick sieht diese Ansicht vernünftig aus. Aber beim näheren Hinsehen kommen Bedenken gegen diese Auslegung auf:

Als die Jünger am Pfingsttag die Taufe mit dem Heiligen Geist empfingen hatte dies überhaupt nichts mit ihrem Gläubigwerden zu tun. Alle jene Gläubigen im Obersaal waren lange vorher zum Glauben gekommen und hatten den Sohn Gottes angenommen.

Dagegen könnte man noch einwenden, daß der Fall der Jünger anders war, weil die Versammlung (Gemeinde) erst am Pfingsttag entstanden ist.

Doch selbst dann fällt auf, daß bei den zahlreichen Menschen, die NACH dem Pfingsttag gläubig wurden, nie von einer Taufe mit dem heiligen Geist die Rede ist. Oft heißt es, daß Menschen den heiligen Geist "empfingen" (Apg 2,38; 8,17; Röm 8,15; 1. Kor 2,12; Gal 3,2.14), daß er ihnen "gegeben" wurde (Apg 5,32; 8,18; 15,8; Röm 5,5; 2. Kor 1,22; 5,5; 1. Joh 3,24; 4,13) oder in ihre Herzen "gesandt" wurde (Gal 4,6) oder daß sie damit "versiegelt" wurden (Eph 1,13; 4,30). Aber nie wird das "Taufe mit dem Heiligen Geist" genannt. (Daß Apg. 11,16 nur eine scheinbare Ausnahme ist, haben wir oben gesehen.)

Die Auslegung von 1. Korinther 12,13 gibt einen guten Sinn, wenn man dabei an das ein für allemal geschehene Ereignis aus Apostelgeschichte 2 denkt. Damals wurden die Gläubigen zu dem einen Leib geformt und seit dieser Zeit bildet die Versammlung (Gemeinde) den Leib Christi.

Würde man die Geistestaufe auf jeden einzelnen Gläubigen beziehen, so würde dies im Bild von 1. Korinther 12,13 bedeuten, daß jemand, der an den Sohn Gottes glaubt, ZU dem Leib als neues Glied HINZU-getan würde. Dieses Hinzugetan werden ist beim Bild der Versammlung als "Haus" üblich. Die Versammlung wird aus den einzelnen Gläubigen aufgebaut wie ein Haus aus einzelnen Steinen zusammengesetzt wird. Aber diese Art Hinzugetan werden ist dem Bild des Leibes fremd. Dieses Bild möchte betonen, daß jedes Glied im Zusammenhang des gesamten Leibes agiert.

Natürlich sollte auch der Leib Christi "wachsen" (vgl. Eph 4,16). Aber dieses Wachsen geschieht wie beim natürlichen Leib nicht dadurch, daß weitere Glieder an den Leib angefügt werden, sondern indem der Körper in sich wächst. (Der Leib eines neugeborenen Babys ist schon vollständig, aber noch nicht ausgewachsen.) Deshalb wird der Gedanke des Hinzutuns weiterer Gläubiger nicht mit dem Bild des Leibes, sondern mit dem des Hauses verbunden.

Wenn der Apostel Paulus in 1. Korinther 12,13 daran gedacht hätte, daß einzelne Gläubige zum Volk Gottes hinzukommen, dann hätte er nicht das Bild des Leibes verwendet. Nein, Paulus denkt an die gemeinschaftliche Zusammensetzung der Versammlung, die am Pfingsttag geschehen ist.

Keine einzige Stelle aus der Heiligen Schrift berechtigt uns, an eine zweite "Geistestaufe" für Christen zu glauben. Es handelte sich um eine einmalige Sache die an Pfingsten stattfand, so daß wir heute rückblickend sagen können: "Denn auch in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geiste getränkt worden." (1. Korinther 12,13).