Glück gehabt! Mehr nicht?

Genau 36 Sekunden und 3000 Höhenmeter trennten die 266 Passagiere der chinesischen Verkehrsmaschine noch von der Wasseroberfläche des Pazifiks, als der Pilot Min Juen Hu die Maschine im Sturzflug wieder hochreißen und die drohende Katastrophe abwenden konnte. So stand es in einer Tageszeitung im Februar 1985. Einer der Passagiere berichtete: "Wir hatten schon alle mit dem Leben abgeschlossen und konnten nur noch beten." Lakonisch schreibt die Zeitung dazu: Noch einmal mit dem Leben davongekommen.

Noch einmal davongekommen! Glück gehabt! Mehr nicht?! Oder waren vielleicht doch einige unter den Passagieren, die nicht nur während dieser kritischen Augenblicke gebetet haben? Die Gott für eine wunderbare Errettung gedankt haben? Wir wissen es nicht und können es nur hoffen. Eines fehlte jedoch nicht: Der Pilot wurde als Held des Tages gefeiert. Galt der Dank und die Anerkennung jenem Mann allein? Das wäre wirklich sehr schade, ja sogar traurig.

Ich hörte einmal eine Schar versammelter Christen, die Schweres durchgemacht hatten, den Vers singen: "In wieviel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet." Man spürte es: Sie sangen mit Überzeugung, durchdrungen von dem, was der Dichter damit ausdrücken will.

Aber es drängt sich noch eine andere Frage auf: Wenn einmal der Augenblick kommt - und er kommt unweigerlich -, wo es kein "Davonkommen" mehr gibt, sind wir dann bereit, unserem Gott zu begegnen? Es lohnt sich, über diese Frage ernsthaft nachzudenken, weil zu viel davon abhängt.

Sind keine gefunden worden, die zurückkehrten, um Gott Ehre zu geben? (Lukas 17,18)

Aus dem Tageskalender " Die Gute Saat " (3.3.97)