Die Stellung des Christen (9. Brief)

Lieber ...,

der Gläubige ist, wie ich dir in meinen vorigen Briefen, besonders in meinem 3. Brief, aus Gottes Wort gezeigt habe, bereits in dieser Zeit und Welt in eine herrliche Stellung versetzt. Er ist auf Grund seines Glaubens durch das Blut Christi, des Sohnes Gottes, "gerechtfertigt" und "mit Gott versöhnt" und Gott nahegebracht worden (lies Röm. 5,9; Eph. 2,13). Er hat ferner "durch den Gehorsam gegen die Wahrheit" seine Seele "gereinigt" und ist "wiedergeboren" worden, so dass er nun reinen Herzens ist (lies 1. Petrus 1,22.23). Welchen Wert ein „reines Herz“ hat sagt der Herr in der Bergpredigt Matth, 5,8, und nur mit denen, die den Herrn aus reinem herzen anrufen, soll der treue Gläubige nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe und Frieden streben : 2. Tim. 2,22.

Der "wiedergeborene", also wahre Christ ist schon hier auf der Erde ein "Kind" und "Erbe Gottes". (Röm. 8,14-16; 1. Joh. 3,1.2.) Er steht, weil er am Kreuz in Christus "mitgekreuzigt" und darum nach seinem "alten Menschen" in Ihm richterlich beseitigt und hinweggetan worden ist (Röm. 6,6), nun auch in Christus, dem Auferstandenen, vor Gottes Augen als eine „neue Schöpfung" da (Kol. 3, 1.2; 2. Kor. 5,17). Ja, der Gläubige ist mit Christus, der im Himmel thront, schon jetzt durch den Heiligen Geist vereint als ein Glied Seines Leibes (vergl. Eph. 1,30-32 mit 2,6; 5,30.32) und bereits mit Ihm auf ewig und unzertrennlich verbunden. (Röm. 8,33-39.)

Diese herrlichen Wahrheiten von der hohen und himmlischen Stellung des Christen gelten von jedem, der durch einen lebendigen Glauben an den Sohn Gottes "aus dem Tode in das Leben übergegangen" ist (Joh. 5,24; 1. Joh. 3,14); er darf nun durch den Heiligen Geist zu Gott "Abba Vater" sagen. (Gal. 4,6.) Es ist dies also nicht etwa ein durch besondere Erfahrung oder durch tiefere Erkenntnis oder größere Glaubensstärke und Hingebung erworbenes Vorrecht des Einzelnen, sondern es ist das gesegnete Teil, das durch die Gnade Gottes in Christus allen wiedergeborenen Christen ohne Unterschied gegeben ist.

Aber wo sind die wiedergeborenen Christen, die sich durch Gottes Wort und Geist in ihre hohe und himmlische Stellung einführen lassen? Und wo sind die christlichen Führer und Lehrer, die selbst mit dieser Stellung bekannt sind oder doch die gläubigen Seelen mit ihrem gegenwärtigen, herrlichen, gesegneten Teil bekannt machen? - Sie sind so selten! Ist nicht eher die Christenheit ein System der Ungewissheit geworden, in der in größeren und kleineren Parteien die Seelen mehr oder weniger in Unklarheit und im Halbdunkel gelassen werden?

Wie groß ist auch die Zahl derer, die von jedem Wind der Lehre hin- und hergeworfen werden, weil sie nach Herz und Gewissen nicht in Christus und Seinem vollendeten Opfer zur Ruhe gekommen sind!

Viele z. B. werden bestürzt durch die wachsende Größe der sogenannten, "alleinseligmachenden" Kirche; andere lassen sich verführen und "versiegeln" von der "Neuapostolische Kirche" (Irvingianer), um den kommenden Gerichten zu entflehen; und wieder andere haben fast allen Halt verloren, weil nicht wenige "protestantische" ("evangelische") "Geistliche" und Professoren in Wort und Schrift offen die großen Grundwahrheiten des Christentum leugnen! Wäre solche Verführung und Ratlosigkeit nötig? Wahrlich nicht!

Der Herr behüte dich und jedes aufrichtige Herz!

Dein ...