Die Anwendung des Blutes geschieht nur einmal (8. Brief)

Lieber ...,

ich wollte eigentlich heute weiter mit dir von der herrlichen und vollkommenen Stellung reden, die der Gläubige für Zeit und Ewigkeit in Christus erlangt hat und besitzt, nachdem er durch das kostbare Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, gereinigt und mit Gott versöhnt worden ist.

Doch zuweilen hört man Einwände gegen die Wahrheit von der nur einmaligen und für immer gültigen Anwendung dieses Blutes auf das Herz und Gewissen des heilsverlangenden, wahrhaft umkehrenden Sünders. Es mag gut sein, zuvor einige dieser Einwände aus Gottes Wort zu betrachten,

Zu den Stellen, die lehren sollen, dass auch der Gläubige noch immer wieder, wenn er gefehlt hat, zu dem Blut Christi neu seine Zuflucht nehmen und darin sein Heil und seine Vergebung suchen und erlangen müsse, gehört das Wort:

1. "Ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung." (Hebr. 9,22.) Dieser wichtige Vers aus Gottes Wort lehrt uns, dass Gottes Gnade sich nur in Verbindung mit Seiner Gerechtigkeit erweist, also auf Grund der Sühnung. Gott kann Seine vergebende, seligmachende Gnade nur in voller Übereinstimmung mit Seiner unveräußerlichen Gerechtigkeit und Heiligkeit an dem Sünder erweisen. Es bedurfte einer vollkommenen Stellvertretung des Sündern, einer göttlich heiligen Grundlage für Gott, ehe Er in Seiner großen Liebe und Seinem reichen Erbarmen den Sünder annehmen, rechtfertigen und erretten konnte. Und diese hat Gott reichlich gefunden, ja, selbst uns bereitet in der Dahingabe Seines Sohnes; Sein kostbares Blut "reinigt uns von aller Sünde. (1. Joh. 1,7.) Der Hebräerbrief zeigt uns, dass all das Blut der Stiere und Böcke und Kälber, die alljährlich ununterbrochen im Alten Bund als Opfer dargebracht wurden, zwar für die Sünder floss, aber eigentlich "keine Sünden hinwegnehmen konnte", sonst würde ihre "Darbringung aufgehört haben". Aber das Blut Jesu Christi, das "ein für allemal" geflossen ist, hat "eine ewige Erlösung" zustandege bracht und hat dem darauf Vertrauenden "Freimütigkeit" (Recht und Vertrauen) vor Gott erworben, auf diesem Grund in das Allerheiligste, d. h. in Gottes lichte, heilige Gegenwart und Gemeinschaft einzutreten. (Lies Hebr. 9,12 ff. und 10,1-22.)

Es handelt sich also in unserer Stelle um die vorliegende Notwendigkeit, dass für den Menschen zu seiner Vergebung und Erlösung ein Stellvertreter den Lohn der Sünde, den Tod, schmecken musste, und für ihn ein volles Lösegeld ("Seele für Seele", - 5. Mose 19, 21 – die für das zeitliche Leben im Blut liegt) gebracht werden musste.

Aber dass immer wieder das kostbare Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, "eines Lammes ohne Fehl und Flecken", das "ein für allemal" am Kreuz vergossen worden ist, auf den Gläubigen zur Reinigung angewendet, gleichsam in bildlichem Sinn neu gesprengt werden müsse, das sagt das Wort nicht. Der Zusammenhang unserer Stelle (Hebr. 9,22) mit dem Vorhergehenden und Nachfolgenden zeigt gerade das volle Gegenteil. Darum heißt unsere Stelle: "Ohne Blutvergießen" und nicht: "Ohne Blutbesprengung ist keine Vergebung der Sünden." Dass aber bei der Herstellung des Gläubigen von einem Fehltritt oder irgendeiner Sünde neu Blut vergossen werden müsse, das wird doch wohl kein wahrer Christ behaupten.

2. Als Hauptstelle gegen die einmalige Anwendung des Blutes wird angeführt: "Das Blut Jesu Christi, Seines Sohnes reinigt uns von aller Sünde." (1. Joh. 1,7.)

Allerdings sagt uns der Geist Gottes: "reinigt uns", nicht: "reinigt e uns". Das weist hin auf den dauernden, nie endenden Wert und die fortlaufende, nie geringer werdende Kraft des Blutes Jesu Christi“ durch das der Gläubige in das wolkenlose, heilige Licht Gottes gebracht worden ist. Die Stelle will aber nicht sagen, dass der Gläubige, wenn er gefehlt und gesündigt hat, neu mit diesem Blut besprengt oder zu dem Blut wieder als verlorener Sünder zur Reinigung zurückkehren müsse, sonst würde sie ganz anders lauten. Sie heißt: "Wenn wir aber in dem Licht wandeln, wie Er in dem Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, Seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde." Sie spricht also nicht von Fehlen oder Sündigen oder vom Wandeln in der Finsternis, sondern im Gegenteil vom Wandeln im Licht. Würde die Stelle lehren, was sie nach der Meinung jener Christen lehren soll, dass das Blut nach jeder Untreue neu von Gott angerufen und auf ihn, den Rufenden, neu zur Reinigung angewendet werden müsse, so würde sie gewiss heißen: "Wenn wir nicht im Licht wandeln, ... so haben wir nicht Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesus Christi, seines Sohnes, reinigt uns ..."

Unserer Stelle spricht also von der sicheren und dauernden Grundlage, auf der der Gläubige rein vor Gott steht. Wäre das Blut des Sohnes Gottes nicht die dauernde Grundlage des Gläubigen vor Gott, so wäre seine Fußwaschung durch das Wasser, d. h. durch Gottes Wort, allerdings nicht möglich.

Dort, wo nicht von dem ewigen Grund die Rede ist, auf dem wir vor dem heiligen Gott stehen, sondern von der Tatsache , dass alle wahren Gläubigen ein für allemal auf Erden durch Christi Blut vereinigt worden sind , hören wir die Erlösten auf der Erde schon ihrem Herrn und Erlöser singen: "Dem, der uns liebt (das dauert fort) und uns von unseren Sünden gewaschen hat (das ist geschehen und vollendet) in Seinem Blut!" (Offb. 1,5.)

Erst im Anfang von 1. Johannes 2 ist der Fall angenommen, dass der Gläubige sündige oder gesündigt habe, daher die Ermahnung: "Meine Kinder, ich schreibe euch dieses, damit ihr nicht sündigt!" Und dann wird nicht das Blut Jesu Christi zu seiner Reinigung erwähnt, sondern die Sachwalterschaft Jesu Christi, des Fürsprechers. (1. Joh. 2,1.) Jesus Christus selbst, der verherrlicht zur Rechten Gottes, Seines und unseres Vaters, thront, ist es, der für den Gläubigen eintritt, der ihm mittels des in der Kraft des Heiligen Geistes angewandten Wortes Gottes (des "Wassers") die Füße wäscht, ihn reinigt von seiner Befleckung und ihn von seinem Fall heilt, dass er neu wieder im vollen Licht und im Vollgenuss der Liebe Gottes, des Vaters, wandeln kann.

Über die Art der Reinigung und Herstellung des Gläubigen und über die dazu gehörigen Vorbilder aus dem Alten Bund und Belege und Stellen aus dem Neuen Testament habe ich in den früheren Briefen geredet. Dem Herrn sei Dank, dass Er dir, wie so vielen Herzen, Seine Wahrheit zum reichen Segen hat dienen lassen zu deiner Befestigung in Ihm und zum Ruhm der herrlichen Gnade Gottes.

Ihm und Seinem treuen Wort sei im Namen Jesu auch weiter anbefohlen!

Dein ...