Das Reinigungswasser aus der Asche der roten Kuh (5. Brief)

Lieber ...,

ich hatte begonnen, von der Herstellung zu reden, die der Gläubige oder Erlöste nötig hat, wenn er aus Mangel an Wachsamkeit und Treue in einem Gedanken oder Wort oder gar Werk gesündigt hat. Es ist ein ernstes, sehr wichtiges Thema. Der Herr leite uns, es Seiner heiligen Wahrheit gemäß zu behandeln!

Ich sprach schon das vorige Mal kurz von der täglich nötigen Fußwaschung des ein für allemal gebadeten Priesters, um im Heiligtum dienen zu können; dann kamen wir auf das Vorbild von der Anwendung der Asche der roten Kuh. (Lies 4. Mose 19.)

Das Opfer der roten Kuh ist selbstverständlich, wie alle Opfer des Alten Bundes, ein Vorbild auf das herrliche, voll kommene Opfer Jesu Christi. Da Sein Opfer am Kreuz vollkommen ist, brauchte man vielfache und ganz verschiedene Opfer als Vorbilder, um die einzelnen Seiten dieses großen und auf ewig vollgültigen Opfers auch nur annähernd darzustellen. Darum haben wir im Alten Testament Brandopfer, Speisopfer, Friedensopfer, Sündopfer und Schuldopfer, von deren Bedeutung wir jetzt nicht einzeln reden können. Sie alle weisen hin auf das Opfer Christi in seinem unendlichen Wert, wodurch Gott in allen Seinen Eigenschaften verherrlicht und der arme, schuldige Mensch völlig errettet worden ist. Alle jene Opfer finden sich im 3. Buch Mose, nicht aber das Opfer von der roten Kuh. Dieses steht gewiss nicht zufällig, wie ich schon bemerkte, im 4. Buch Mose, das die Erfahrungen und Bedürfnisse des Gläubigen in der Wüste behandelt. Es soll uns also gewiss zeigen, wie das Opfer Jesu Christi auch nach dieser Seite hin Vorkehrung ge troffen hat und seine Kraft behält, bis der Gläubige die Wüste durchschritten hat; denn das Opfer Christi kann nicht oftmals dargebracht werden. Es ist ein einmaliges Opfer. "Mit einem Opfer hat Er auf immerdar die vollkommen gemacht, die geheiligt werden." (Heb. 10,14.) Die rote Kuh musste makellos sein, ein Bild von der Vollkommenheit der Person des Herrn; ferner durfte kein Joch auf ihren Hals gekommen sein, was bei keinem andern Opfer vorgeschrieben war. {Einen ähnlichen Gedanken findet man jedoch auch in 5. Mose 21. Dort verlangte Gott, wenn ein Mord in Israel geschehen war, einen tierischen Stellvertreter: eine Färse "mit der noch nicht gearbeitet worden ist, die noch nicht am Joch gezogen hat." Auch diese Färse ist ein Vorbild auf den Herrn Jesus.} Dies war vorbildlich von Christi Freiheit von der Macht der Sünde, unter die Er sich nicht einen Augenblick in Seinem ganzen Leben gebeugt hat, weder in Gedanken, noch in Worten, noch in Werken. {Jes 53,9; Joh 8,46; 2. Kor 5,21; Heb 4,15; 1. Petr 2,22; 1. Joh 3,5} Das Blut der roten Kuh wurde nun nicht, wie bei den Opfern im 3. Buch Mose, auf den Altar gebracht, auch nicht auf den Sühndeckel der Bundeslade im Allerheiligsten gesprengt, es war also nicht zur Versöhnung, sondern es wurde "vor das Zelt der Zusammenkunft" gesprengt, d. h. vor den Ort der Gemeinschaft mit Gott, was alles bezeichnende Unterschiede zu den übrigen Opfern sind. Vor allem aber ist es wichtig, dass bei dem Opfer der roten Kuh (anders als bei allen andern Opfern) die Asche und nicht das Blut auf den Unreinen gesprengt wurde. Warum wohl? Es handelte sich hier nicht um die Errettung oder Versöhnung eines Sünders, sondern um die Herstellung eines bereits (durch die früher genannten Opfer) Versöhnten, der auf dem Weg durch die Wüste gefehlt und sich verunreinigt hatte.

Was aber bedeutet die Asche, die, mit Wasser vermengt auf den Unreinen gesprengt wurde? Das Wasser ist, wie ich dies das vorige Mal aus verschiedenen Schriftstellen gezeigt habe, ein Bild vom Wort Gottes. Die Asche aber ist der deutliche Beweis von der völligen Verzehrung des Opfers für die Sünde durch das göttliche Gericht und somit von der gänzlichen Abschaffung der Sünde selbst; dann aber bezeugt die Asche den Ernst der Sünde: Das Opfer musste um der Sünde willen der ganzen Macht des Feuers ausgesetzt werden und es musste die ganze Schwere des göttlichen Gerichts bis zur Vollendung erdulden.

Das Wort Gottes (das "Wasser") ist das Zeugnis von diesen beiden Tatsachen, die der erlösten Seele bei ihrer Herstellung zu Bewusstsein gebracht und auf ihr Herz und Gewissen angewandt wird und zwar sowohl zu ihrer Demütigung und zu ihrem Schmerz, als auch zu ihrer Heilung und Tröstung. Wäre durch das Opfer auf Golgatha nicht eine Sühnung aller meiner Sünden bis zu meinem Lebensende vollbracht worden, was die Asche der roten Kuh vorbildete, was sollte aus mir werden, wenn ich als Kind Gottes gefehlt habe, da es ja kein Opfer für Sünden mehr gibt, weil das Opfer Christi nie mehr wiederholt werden kann.

Auch für das, worin der Gläubige, d. i. der bereits durch Christi Blut mit Gott Versöhnte, aus Mangel an Wachsamkeit und ernstem Gebet fehlt, hat der Herr bereits ge litten. Und das macht gerade die Sünde des Gläubigen so ernst; darum hat gerade der Gläubige großen Schmerz und tiefe Seelenübungen, wenn er etwas getan hat, was dem Herrn das Leben gekostet hat, Ihm die Leiden und den Tod gebracht hat, wofür Er im Gericht am Kreuz von Gott verlassen war! Auch diese ernste Wahrheit bildet, wie gesagt, die Asche vor. Unser Kapitel (4. Mose 19) nennt bei der Herstellung zwei Tage, den dritten und den siebten, ehe die Seele rein war. Wir sehen, dass die Seele nicht so leicht und schnell in die Gemeinschaft Gottes zurückgebracht und hergestellt ist, wie sie aus der Gemeinschaft getreten ist. Wenn auch das Bewusstsein schon vorhanden ist, dass die Sache vor dem Herrn wieder geordnet ist, so währt es doch oft noch geraume, vielleicht lange Zeit, bis die Seele in den Genuss der durch die Sünde unterbrochenen und verlorengegangenen Gemeinschaft wieder voll und ganz zurückgekehrt ist. Der heilige Gott zerstreut die Wolken, die der Seele Sein kostbares Angesicht verdunkeln, wenn sie nicht treu gewesen ist, nicht immer sofort, wenn Er auch Sein Kind selbst nie aufgibt.

Bei der Herstellung der Seele wurde also das Blut vor "das Zelt der Zusammenkunft" gesprengt zum Zeugnis, dass das Blut die Grundlage bleibt, auf der Gott den Gläubigen trägt und herstellt. Das Blut wurde aber nicht auf den Herzustellenden selbst neu angewendet, vielmehr nur die Asche des Opfers mit Wasser vermischt. Dies bedeutet also, wie gesagt, dass das Kind Gottes. wenn es gesündigt hat, sich nicht wieder wie ein verlorener Sünder zum Blut Christi wenden soll, um hierdurch neu versöhnt und gereinigt zu werden. Es beugt und demütigt sich als Gottes Kind und findet, allerdings auf Grund des Opfers Christi, der nun lebt und sich für die Seinen immerdar verwendet, nach seinem reumütigen Bekenntnis Herstellung und Frieden.

Der wirklich Erlöste ist durch den Heiligen Geist mit Jesus Christus, seinem Heiland, selbst verbunden und nicht nur auf Sein Werk gegründet. Zwar ist Christus im Himmel, und die Erlösten sind noch auf der Erde, in einer bösen, unreinen, gefahrvollen Welt, und "die Sünde" selbst ist noch in ihnen (d. h. die alte Natur), aber Jesus Christus, der für die Seinen starb, lebt nun für sie und ist für sie tätig bei Gott als Hoherpriester im Heiligtum droben, wie auch als Sachwalter (Fürsprecher) beim Vater.

Über diese wertvollen und ernsten Wahrheiten wollen wir uns, wenn der Herr will, im nächsten Brief näher unterhalten. Suche inzwischen nach Stellen im Neuen Testament, die von dem gegenwärtigen Dienst des Herrn für die Seinen handeln und sinne darüber! Zunächst möchte ich dich bitten, Johannes 13,1-20 und 1. Johannes 2,1 zu lesen, da ich darüber zuerst mit dir reden möchte.

Dem treuen Herrn befohlen, der nun droben segnend die Hände für die Seinen erhebt und für sie betet! In Ihm, in inniger Liebe,

dein ...