Im Fleisch und in Christus (3. Brief)

Lieber ...,

Gottes Wort bezeugt den Gläubigen, wie wir gesehen haben , dass sie die Vergebung der Sünden besitzen, dass aber die Sünde noch in ihnen ist. Unter "Sünde" ist dann, wie das aus vielen Stellen der Heiligen Schrift hervorgeht, die alte, gefallene, verdorbene Natur zu verstehen, die auch oft bildlich "das Fleisch" oder auch "Sünde im Fleisch" genannt wird. Lies Gal. 5,17; Röm. 8,3-9.

Aber wie gut, dass wir in Gottes Wort lesen, dass "unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist ". (Röm. 6,6). Ferner: "Die aber des Christus sind, haben das Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und den Begierden." (Gal. 5,24.) (Die alte Lutherübersetzung von Gal 5,24 ist leider unrichtig.) Für den Gläubigen ist in der Kreuzigung von Christus bereits das Gericht Gottes über seine verdorbene Natur ausgeführt worden. Der Tod ist dort schon richtend über ihn dahingegangen. Er ist vor Gott aus seiner Stellung als gefallenes Adamskind richterlich beseitigt worden. "Ihr seid gestorben", ruft der Apostel den Gläubigen zu. (Kol. 3,3) Darunter ist natürlich nicht ihr leibliches Leben gemeint, sondern die Tatsache, dass ihre Stellung "im Fleisch" im Tod Christi ein Ende gefunden hat.

Darum sagt die Heilige Schrift ausdrücklich zu den Gläu bigen: „Ihr aber seid nicht im Fleisch". (Röm. 8,9.) Früher waren sie es natürlich wie alle gefallenen Adamskinder; darum sagt der Apostel zu seinen Miterlösten nah und fern: "Als wir im Fleisch waren". (Röm. 7,5.)

Wie Gott nun die Gläubigen nach ihrer früheren Stel lung als Sünder im Tod Seines Sohnes richterlich weg getan hat, so hat Er sie auch alle in Christus lebendig gemacht und ihnen in Ihm, dem Auferstandenen, eine neue Stellung gegeben. (Lies Röm. 6,5-11; Kol. 2,13; 3,1.)

Gott sieht jetzt die Gläubigen "in Christus" an. Darüber belehrt uns der Apostel und sagt: "Aus Ihm (d. h. aus Gott nach Seinem Ratschluss und Werk) seid ihr in Christus Jesus." (1. Kor. 1,30.) Ferner: "Ist jemand in Christus, da ist eine neue Schöpfung". (2. Kor. 5,17.) Also ist nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind". (Röm. 8,1.)

Wir sind also, obwohl "das Fleisch" noch in uns ist, doch "nicht mehr im Fleisch", sondern "in Christus". Weil nun ersteres wahr ist, werden wir ermahnt: "Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt!" (1. Joh. 2,1.) Und diese Ermahnung ist nötig und Gott ge mäß, weil Gott Licht ist und gar keine Finsternis in Ihm ist {1. Joh 1,5}. Da aber, Gott sei gepriesen!, auch wahr ist, dass wir "in Christus" sind, so kann Gottes Geist uns durch den Apostel zurufen: "Ihr seid vollendet in Ihm." (Kol. 2,10.) Ja mehr noch: "Wie Er (Christus) ist, sind auch wir in dieser Welt". (1. Joh. 4,17.) Darum werden auch die Gläubigen, was sehr wichtig ist, nie mehr in Gottes Wort "Sünder" genannt. (Wenn Paulus 1. Tim. 1, 15 sagt: „dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, um Sünder zu erretten, von denen ich der erste bin", so will er damit keineswegs sagen, dass Gott ihn jetzt noch so betrachtet oder nennt, sondern dass er als ein solcher gefunden und gerettet worden ist.) Darum sagt der Apostel zu ihnen: "Wir waren Sünder" (Rom. 5,8). Wenn wir nach Gottes Wort Sünder " waren ", so sind wir es jetzt nicht mehr, das ist klar. Gott nennt die Seinen, obwohl "das Fleisch" noch in ihnen ist, und sie darum auf der Erde immer Ermahnung, Wachsamkeit und Bewahrung brauchen, "geliebte Kinder" (Eph, 5,1), "Heilige und Geliebte" (Kol. 3,12), "Ge nossen der himmlischen Berufung" (Heb. 3,1), "ein geistliches Haus", eine "heilige Priesterschaft", "ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum". (1. Pet 2,5.9.)

Der Heilige Geist wohnt in allen Gläubigen, die, da sie an den Sohn Gottes glauben, Kinder Gottes geworden sind (lies Gal. 3,26 und 4,6; auch Eph. 1,13). Er bringt uns auf Grund des Wortes Gottes unsere herrliche, hohe Stellung zum Bewusstsein und lässt sie uns genießen. Der Heilige Geist ist in unserem Herzen das Siegel und Zeugnis, "dass wir Kinder Gottes sind", weil aber Kinder, "so auch Erben, Erben Gottes und Miterben Christi". Durch Ihn rufen wir zu Gott "Abba, Vater" (Röm. 8,15.16). Durch den Heiligen Geist sind wir "wahrhaftige Anbeter", die Gott, der Vater, sucht (Joh. 4,23).

Tief wird der Heilige Geist dadurch betrübt, dass so viele wahre Gläubige Sein Zeugnis und Gottes klare Aussprüche über ihre herrliche Stellung in Christus nicht annehmen wollen und es vielleicht gar Demut nennen, wenn sie sich noch täglich als "arme Sünder" betrachten und sich so nennen.

Doch davon, so Gott will, das nächste Mal mehr. Mein Brief ist schon lang genug geworden und wird dir viel zu denken geben. Dem Herrn befohlen. In treuer Liebe

dein ...