KAPITEL 2

«Es waren aber auch falsche Propheten unter dem Volke, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, welche verderbliche Sekten nebeneinführen werden und den Gebieter verleugnen, der sie erkauft hat, und sich schnelles Verderben zuziehen» (Vers 1).

So oft Gott auf dieser Erde ein Zeugnis für Seinen Namen aufgerichtet hat, machte sich Satan, der große Widersacher auf, um es zu verderben oder doch zu beeinträchtigen. So war es in der apostolischen Zeit, so ist es heute. Falsche Propheten und falsche Lehrer machten sich auf, um in Bezug auf die Zukunft törichte Dinge zu lehren, oder die göttliche Lehre zu verdrehen und zu verderben. Da der Mensch immer geneigt ist, dem Bösen mehr zu glauben als dem Guten, so versammelten sich auch schon sehr bald Leute um diese Verführer und bildeten neben der Gemeinde des Herrn allerhand üble Sekten. Petrus nennt Gott hier «Gebieter». Das ist von großer Wichtigkeit, denn als der Schöpfer aller Dinge hat Er ein Recht zu gebieten und von Seinen Geschöpfen Unterwürfigkeit zu verlangen. Außerdem hat Er sie «erkauft». Dieser Ausdruck hat zu manchen falschen Folgerungen geführt, denn wir dürfen diesen Aus­druck nicht mit «erlöst» verwechseln. Es ist hier eben nicht die Rede von der Erlösung der Seele zum ewigen Heil, sondern lediglich davon, dass der Herr Jesus die ganze Erde durch Sein Blut er­kauft hat, um über alle Dinge zu herrschen und zu gebieten. Die Wider­sacher aber verleugnen diesen Gebieter, weigern sich zu gehorchen und sprechen Ihm alle Rechte über sie und die Schöpfung ab. In diesem Sinne ist auch das Wort in Johannes 17 zu verstehen: «Gleichwie Du Ihm Gewalt gegeben hast über alles Fleisch». Gott aber wird das Böse richten, wie sicher und selbstbewusst diese Gottesfeinde auch auftreten mögen. Ein plötz­liches Verderben kommt über sie, dem sie nicht und nie werden entfliehen können.

«Und viele werden ihren Ausschweifungen nachfolgen, um welcher willen der Weg der Wahrheit verlästert werden wird» (Vers 2).

Ach, manche, die bekannten, dem Herrn anzugehören, ließen sich von den Vergnügungen dieser Welt, die immer wieder in Ausschweifungen und Sittenlosigkeit ausarteten, anlocken und wurden so sogar der Welt zum Anstoß. So wurde der «Weg der Wahrheit verlästert» und die Verkündigung des Evan­geliums gehemmt, und mit Seufzen muss der Herr sagen: «Umsonst habe Ich Mich abgemüht, vergeblich und für nichts Meine Kraft verzehrt» (Jes. 49,4). Diese Tatsache bringt der gläubigen Seele manche Übungen, aber es ist gut sich daran zu erin­nern, dass wir keine Verheißungen für diese Erde besitzen, unsere Berufung ist für den Him­mel. Gewiss, das Christentum ist eine gewaltige Macht, aber niemals macht sie den Menschen für diese Erde glücklich, seine Glückseligkeit ist himmlisch und steht außerhalb die­ser Schöp­fung.

«Und durch Habsucht werden sie euch verhandeln mit erkünstelten Worten; wel­chen von alters her das Gericht nicht zögert, und ihr Verderben schlummert nicht» (Vers 3).

Es ist auffallend, wie Ausschweifung und Zügel­losigkeit mit Gier und Habsucht verbunden sind. Statt Lehrer des Wortes zu sein, verkündigen sie eigenes, erdichtetes und erkünsteltes Wissen, Harmlose also verfahrend und sie ausbeutend. Für diese Verführer waren die Seelen nur Ware, die sie nach Belieben «verhandelten», um ihre rücksichtslose Begier nach Hab und Gut zu sättigen. Aber ihr Gericht und ihr Verderben steht vor der Tür; es zögert nicht und es schlummert nicht - der Tag kommt, da Gott alles Gottlose vor Gericht zitieren wird.

«Denn wenn Gott Engel, welche gesündigt haben, nicht verschonte, sondern sie in den tiefsten Abgrund hinabstürzend, Ketten der Finsternis überlieferte, um aufbewahrt zu werden für das Gericht...» (Vers 4).

Der Apostel gibt nun im Folgenden eine Reihe Bei­spiele, dass und wie Gott das Böse gerichtet hat. Er nennt zuerst die Engel. Sie, die Söhne Gottes genannt werden, sind gefallen und Gott strafte sie indem Er sie in den tiefsten Abgrund hinabstürzte. Im Grund­text steht für Abgrund «tartarus», der nach der Auf­fassung der Alten der Ort ist, wo die Abgeschiedenen gepeinigt und gequält werden. Dort sind sie mit Ketten aufbewahrt, und warten auf den Tag des Gerichts. Wenn nun der Übergangsort schon solch ein Ort der Qual ist, wie wird es dann in dem Orte ewiger Qual, in der Hölle sein? Gott kann und wird die Sünde niemals ungestraft lassen; Er ist es Seiner Heiligkeit schuldig, den Sünder zu strafen und zu richten. Er tat dies bei den Engeln, die, wie uns Judas berichtet, «den ersten Zustand nicht bewahrt, sondern ihre eigene Behausung verlassen haben» und Er wird auch bei den Menschen nicht zurückhalten, das Gericht aus­zusprechen und zu vollziehen.

«... und die alte Welt nicht verschonte, sondern nur Noah, den Prediger der Gerechtigkeit ihrer acht bewahrte, als er die Flut über die Welt der Gottlosen brachte» (Vers 5).

So wie Gott die gefallenen Engel nicht mehr in Seinem Lichte ertragen konnte und sie hin­auswarf, so ertrug Er auch die sündige «alte Welt» nicht. Die «alte Welt» sind die Menschen, die vor der Sündflut lebten, aber Gott muss sie eine «Welt der Gottlosen» nennen. Diese gott­lose Welt verspottete den gottes­fürchtigen Noah und dessen Familie. Aber Noah ließ während hundertzwanzig Jahren Spott und Hohn und Verachtung über sich ergehen: er verharrte in Gottes­furcht und verkündigte die Gerechtigkeit Gottes, den Sündern zum Zeugnis. Darum wurde er verschont, die Welt aber kam um im Gericht. Welch ernstes Menetekel für die heu­tige christuslose Christenheit; «gleichwie in den Tagen Noahs» missachtet man die Mahnung Gottes und schlägt Seinen Ruf zur Busse in den Wind. Was wird das Ende sein? Ein weiteres Bei­spiel stellt Gott den Gottlosen in Sodom und Gomorra vor Augen, die Er

«einäscherte und zur Zerstörung verurteilte, indem Er sie denen, welche gottlos leben wurden, als Beispiel hinstellte; und den gerechten Lot rettete, der von dem ausschweifenden Wandel der Ruchlosen gequält wurde, denn der unter ihnen woh­nende Gerechte quälte durch das, was er sah und hörte, Tag für Tag seine gerechte Seele mit ihren gesetzlosen Werken» (Verse 6-8).

Lot ist kein Vorbild von Gottesfurcht, Hingabe und Treue. Wohl nennt ihn Gott gerecht, weil er an Seinen Namen glaubte, im Gegensatz zur Umwelt, die nichts von Gott wusste und wissen wollte. Aber Lot versäumte die von Gott gewollte Absonderung von der Welt und saß in ihrem Tore. Da aber quälte er seine Seele mit dem was er sah und hörte. Abraham sonderte sich ab und ersparte sich damit diese Übung. Es ist ein penibler Zustand, wenn man wie Lot gerecht ist, aber dennoch wie er die Welt lieb hat. So waren seine Leiden selbstverschuldete; Gott überlies ihn aber nicht sich selbst, sondern stellte ihn unter Zucht. Er verlor im einge­äscherten Sodom und Gomorra alles was er hatte und rettete nur das nackte Leben. Trotz­dem ist seine Rettung eine Ermunterung für alle Gläubigen; sie gibt uns den Beweis, dass Gott aus allen Versuchungen und Prüfungen zu erretten weiß. Man findet auch heute eine Menge See­len, die über den traurigen Zustand ihrer Zeitgenossen geübt sind, ohne aber den Weg zu fin­den, sich ganz von der Welt zu trennen. Die Gemeinschaft mit Gott können wir aber ohne eine völlige Absonderung von allem Gottwidrigen unmöglich gemessen.

«Der Herr weiß die Gottseligen aus der Versuchung zu retten, die Ungerechten aber aufzubewahren auf den Tag des Gerichts, um bestraft zu werden» (Vers 9).

Lot wurde gerettet, doch so wie durchs Feuer. So sollte es nicht sein, denn wir sollten viel­mehr einen weiten und reichlichen Eingang in das ewige König­reich unseres Herrn und Hei­lendes Jesus Christus haben (vergl. Kap. 1, 11). Wir haben mannigfache Beweise in der Heili­gen Schrift, wie Gott die Seinen in den Prüfungen zu retten weiß, Bewahrungen, wie wir sie auch immer wieder in unserem täglichen Pilgerlauf hienieden erleben und erfahren dürfen. Doch nicht nur das, Gott lässt uns auch wissen, dass Er nicht ewig der Ungerechtigkeit freien Lauf lässt. Gott ist langmütig und Er will, dass in der jetzigen Gnadenzeit noch viele zum Glau­ben kommen möchten, doch hat Seine Langmut Grenzen und der Tag wird kommen, wie wir bereits gesehen haben, an dem Er den Gottlosen richten wird, denn Gott ist heilig und gerecht. Die Gnade führte Lot aus dem Gericht heraus, der Ungerechte wird ihm verfallen. Dahin gehören auch alle Irrlehrer, alle ungläubigen Philosophen, die sich als befreiende Menschen­beglücker aufspielen und im Grunde nichts anderes im Auge haben, als Christus und Sein göttlich Wort vom Throne zu stoßen und das Christentum zu vernichten.

«... besonders aber die, welche in der Lust der Befleckung dem Fleische nachwan­deln und die Herr­schaft verachten, Verwegene, Eigenmächtige; sie erzittern nicht Herrlichkeiten zu lästern, während Engel, die an Stärke und Macht größer sind, nicht ein lästerndes Urteil wider sie beim Herrn vorbringen» (Verse 10-11).

Es ist ein furchtbares Bild, das der Heilige Geist durch Petrus von dem Menschen ohne Gott zeichnen muss, die aber Gottes Strafe zu gewärtigen haben. Es ist eine ernste Warnung für uns alle, uns von diesem Treiben der Welt nicht anstecken zu lassen. Vergessen wir nicht, wenn die Welt auch heute christianisiert ist, so ist sie ihrem Wesen nach doch genau die gleiche, wie sie zu Apostelzeiten war. Fleischeslust, Augenlust und hoffärtiges Leben hän­gen sich nur zu gerne auch an die Gläubigen. Sie charakterisieren, wie uns Judas dartut, auch die Tage der Endzeit, in welche wir bereits eingetreten sind. Er spricht von «Träumern, die das Fleisch be­flecken, Herrschaften verachten und Herrlichkeiten lästern». Ist es nicht so, dass das Gebaren inmitten der Christenheit immer schamloser wird Unter dem Deck­mantel einer sogenannten Freiheit wird so vieles erlaubt und als berechtigt hingestellt, was die Heilige Schrift Fleisches­lust nennt. Das gleiche gilt der Augenlust. Redner, Künstler, Schriftsteller missachten völlig das heilige Gebot des Herrn und nennen das Kunst, was das Wort Gottes Sünde nennt. So muss man sich nicht wundern, wenn die heutige sogenannte Christenheit ein Sodom und Gomorra geworden ist. Petrus zeigt den Gläubigen, von was sie sich enthalten sollen und in welchen Zustand die Christenheit bereits gekommen ist. Judas schildert den völligen Abfall am Ende der Tage, ein Abfall, der sich in seiner ganzen Tragik schon heute vor unseren Augen enthüllt. Mangel an Gottesfurcht führt aber früher oder später zur Lästerung. «Die Herrschaft zu verachten», d. h. jede Autorität zu verleugnen, ist ein markantes Zei­chen der Zeit. Gott nennt die solches tun «Verwegene» und «Eigenmächtige». In eigensinniger Selbstherrlich­keit, die aus der Vergötterung des «Ichs» hervorgeht, erdreisten sie sich sogar Herrlichkeiten, von Gott geschaffene Autoritäten, zu lästern, etwas, das selbst gefallene Engel nicht zu tun wagen, obwohl sie höhere Geschöpfe als die Menschen sind.

«Diese aber, wie unvernünftige Tiere, natürlicherweise geschaffen zum Fang und Verderben, lästern über das, was sie nicht kennen, werden auch in ihrem eigenen Verderben umkommen» (Vers 12).

Welch betrübliches Bild! Gott muss Menschen, die nach Seinem Bilde geschaffen sind, mit Tie­ren ver­gleichen, Geschöpfe, die nichts von Gott wissen, und darum eine leichte Beute des Ver­derbers geworden sind. Von diesem missbraucht und verführt lästern sie über Gottes Tun und verfluchen Seine Wege, nicht erkennend, dass sie diese ja selbst gewählt haben und darum in denselben umkommen. Auch Judas schreibt: «Diese aber lästern, was sie nicht kennen; was irgend sie aber von Natur wie die unvernünftigen Tiere ver­stehen, darin verderben sie sich». Wie damals, so ist es heute, und müssen wir uns wundern, wenn Judas diesen Unsinnigen ein «Wehe ihnen» zurufen muss.

«Indem sie den Lohn der Ungerechtigkeit empfangen; welche eine eintägige Schwelgerei für Vergnügen achten, Flecken und Schandflecken, die in ihren eigenen Betrügereien schwelgen und Festessen mit euch halten» (Vers 13).

Welch ein Niedergang, welch ein Verfall! Die Welt setzt sich zu den Christen und die Chris­ten tolerieren die Welt. Der «Lohn der Ungerechtigkeit», die Hab­gier, Schwelgereien, Vergnü­gungssucht und Festessen sind an die Stelle der Gottseligkeit getreten; Christus und Gottes Wort sind bei Seite gesetzt und missachtet; Böse, unter dem Deckmantel der Frömmigkeit, haben sich in die Versammlung geschlichen und diese hat sich von denselben nicht distanziert. Das Wort nennt diese Schmutz- und Schandflecken. Wie sehr musste dies alles das christliche Zeugnis beeinträchtigen und schwächen.

«Welche Augen voll Ehebruch haben und von der Sünde nicht ablassen, indem sie unbefestigte Seelen anlocken; die ein Herz haben, in Habsucht geübt, Kinder des Fluches» (Vers 14).

Sollte man es für möglich halten, dass solche Dinge in der Christenheit Raum finden? Ist es nicht furcht­bar , dass Menschen, welche Christus erkauft hat, sich solchen Ruchlosigkeiten hin­geben. Sie versprechen anderen Freiheit und fuhren sie ins Verderben, aus dem es kein Zurück mehr gibt. Unbefestigte Seelen, also junge Christen, sind dieser Verführung besonders ausgesetzt, man verspricht ihnen den Himmel und führt sie in die Hölle, und die Triebfeder von allem ist - Habgier. Ihre schmeichlerischen, heuchlerischen Worte berühren weder Herz noch Gewissen und mit ihrer philosophischen Schönrederei lullen sie die Arg­losen in Schlaf.

«Welche, da sie den geraden Weg verlassen haben, abgeirrt sind, indem sie dem Wege des Balaam nach­folgten, des Sohnes Bosors, der den Lohn der Ungerechtigkeit liebte, aber eine Zurechtweisung seiner eigenen Verkehrtheit empfing: ein sprachlo­ses Lasttier, mit Menschenstimme redend, wehrte der Torheit des Propheten» (Verse 15-16).

Es mochte für einen ernsten Christen unter diesen obwaltenden Umständen recht schwierig gewesen sein - damals so wie heute - den «geraden Weg» zu pilgern, aber es gab keine andere Möglichkeit sich von dem Verderben rein zu halten. Paulus schreibt an Timotheus von sol­chen, die «im Glauben Schiffbruch gelitten» und «das gute Gewissen von sich gestoßen» ha­ben, und ermuntert ihn, den «Glauben zu bewahren» und «den guten Kampf zu kämpfen». Nur auf diese Weise vermögen wir auf dem geraden Weg zu verharren und der gefährlichen Aktivität fremder Geister zu entgehen. Das Abweichen von dem Pfade des Glau­bens führt auf den Weg Baalams, einen Weg der Geld­liebe; Geldliebe aber führt zur Heuchelei. Baalam gab sich den Schein, das Geld zu verachten und doch brannte sein Herz danach. Sein Esel war frommer als er, er wehrte der Torheit des Propheten. Es ist demütigend feststellen zu müssen, dass ein unvernünftiges Tier vernünftiger war als der Mensch. Wir mögen uns vielleicht über den geldliebenden Knecht Gottes auf­halten, aber ist nicht das ganze Judentum, die ganze Chri­stenheit denselben Weg gegangen? Was ist das Streben und Trachten der Namen-Christen­heit? Doch nach Hab und Gut, nach Geld und Besitz; es ist kein Unterschied.

«Diese sind Brunnen ohne Wasser, und Nebel, vom Sturmwind getrieben, welchen das Dunkel der Finsternis aufbewahrt ist in Ewigkeit» (Vers 17).

Brunnen ohne Wasser bezeugen, dass die Verbin­dung mit der Quelle unterbrochen ist. Chris­ten, die von dem Wasser getrunken haben, das der Herr allein geben kann, werden wiederum Quellen des Wassers des Lebens sein. Sie sind berufen, das Dürsten un­sterblicher Seelen zu stillen. Volle Wolken geben Regen, christuserfüllte Seelen verbreiten Segen; sie sind überströ­mende und nicht leere Brunnen. Müssen wir aber nicht mit Beschämung feststellen, dass viele, viele Brunnen kein Wasser geben? Wie manche Christen entsprechen ganz und gar nicht ihrer Bestim­mung und Berufung. Es sind Nebel, haben den Schein des Wassergebens, aber versa­gen und verfallen dem Dunkel der Finsternis, d. h. dem Gericht, das unabänderlich und ewig ist. Mögen falsche Propheten ein ewiges Gericht leugnen, es steht im Worte Gottes verankert, der Wurm der Unseligen stirbt nicht und ihr Feuer erlischt nicht Schreckliche, aber wahre Tat­sache!

«Denn stolze Worte der Eitelkeit aussprechend, locken sie mit fleischlichen Lüsten durch Ausschweifungen diejenigen an, welche eben entflohen sind denen, die im Irrtum wandeln; ihnen Freiheit versprechend, während sie selbst Sklaven des Verderbens sind; denn von wem jemand überwältigt ist, diesem ist er auch als Sklave unterworfen» (Verse 18-19).

Schwülstige Überheblichkeit ist auch der Charakter unserer Zeit, ja, sie klebt auch uns an den Fersen. Da der Hochmut dem Menschen schmeichelt, finden «stolze Worte» immer mehr Anklang als Worte der Demut und Bescheidenheit. Petrus ermahnt uns im ersten Brief «mit Demut fest umhüllt» zu sein. Sind wir mit diesem göttlichen Panzer umgeben und ge­schützt, werden «fleischliche Lüste» und «Ausschwei­fungen» keinen Raum in unserem Leben finden. Satan ist listig, kaum ist die Seele seinen Banden entronnen, versucht er auf alle mögliche Weise das Herz wieder gefangen zu nehmen. Seine Waffe ist der Irrtum, denn als der Vater der Lüge flicht er, die Wahrheit. Im Versprechen ist er groß, weiß auch besonders jungen See­len, die im Glauben stehen, eine Freiheit vorzumalen und vorzugaukeln, die keine ist, wohl aber zum Gegenteil führt - zur Sklaverei. Es geht dem Feinde nicht darum, aufzubauen und zu befestigen, nein, er will alles verderben und niederreißen, was Christus in der Macht des Heili­gen Geistes aufgebaut hat.

«Denn wenn sie, entflohen den Befleckungen der Welt durch die Erkenntnis der Herrn und Heilandes Jesus Christus, aber wiederum in, diese verwickelt, überwältigt werden, so ist ihr Letzteres ärger geworden als das Erste» (Vers 20).

«Entflohen den Befleckungen der Welt» ist der Charakterzug eines jeden neu Bekehrten. Er ist zur Erkenntnis des Heils in Christus Jesus gekommen und hat dadurch den Zorn Satans auf sich geladen. Dieser versucht nun alles, die Seele wieder unter seine Botmäßigkeit zu bringen und - ach - oft mit Erfolg. Die Seele sinkt immer tiefer als wie dies vor der Errettung der Fall gewesen war. Nur zu oft haben wir dies feststellen müssen. Wird der Freiheit des Geistes kein Raum gelassen, versinkt der Gläubige in die Freiheit des Fleisches. Diese wirkt um so verhee­render, je frommer das Gewand ist, das sie sich angezogen hat. Satan gefällt es, in Bibelstellen gehüllt einher zu stolzieren. Also in den heuchlerischen Trug der Ungerechtigkeit verwickelt, wird es mit der Seele schlimmer, als wenn sie den Pfad des Glaubens und der Gerechtigkeit nie erkannt hätte.

«Denn es wäre ihnen besser, den Weg der Gerechtigkeit nicht erkannt zu haben, als, nachdem sie ihn erkannt haben, umzukehren von dem ihnen überlieferten heiligen Gebote. Es ist ihnen aber nach dem. wahren Sprichwort ergangen: Der Hund kehrt zurück zu seinem Gespei, und die gewaschene Sau zum Wälzen im Kot» (Verse 21-22).

Die Folgen des sich Wegwendens von dem Boden der Wahrheit und des Sichabkehrens vom Pfade des Glaubens sind furchtbar. Der Geist Gottes kann diese Menschen nur noch mit den niedrigsten Tieren ver­gleichen, dem Hund, der zurückkehrt zu seinem Gespei, also mit Gier sich wieder dem zuwenden, was man im Glauben verlassen hatte. Wie schrecklich! Welch ein Schmerz für den Herrn! Wie die Sau wälzen sich diese Abtrünnigen wieder in dem unflätigsten Kot, dem Dreck dieser Welt. Diese sittliche Verwüstung nimmt in unserer Zeit immer groteskere Formen an. Mit größter Frechheit wird die Heiligkeit Gottes herausgefor­dert. Welch teuflisches Werk in denen, die einst den Namen des Herrn bekannten! Es ist viel schlimmer, in das Böse verwickelt zu werden, nach­dem man die Erkenntnis Jesu empfangen hatte. Für einen solchen ist keinerlei Hoffnung mehr. Es geht ihm, wie der Herr Jesus die Schriftgelehrten und die Pharisäer belehrte: Wenn der unreine Geist aus dem Menschen ausge­fahren ist, der Betreffende aber nicht wachsam ist, kommt Satan mit sieben anderen Geistern, böser als er selbst, und das Letzte jenes Menschen wird ärger sein als das Erste. (Vergl. Matth. 12,43-45.) So war es im Judentum, so ist es in der Christenheit; darum fügt der Herr die ernsten Worte hinzu: «Also wird es auch diesem bösen Geschlecht ergehen.» Möchten diese bitterernsten und beschä­menden Ausführungen bewirken, dass wir uns keiner Täuschung hin­geben über den Charakter der Zeit in der wir leben! Schenke uns der Herr, dass wir, anstatt uns einer sträflichen Gleichgültigkeit in Bezug auf den sittlichen Niedergang und Verfall unse­rer Tage hinzugeben, in Heiligkeit, abgesondert von dem Ver­derben, das in der Welt ist, dem Herrn entgegen­gehen, Ihm, der uns vor allem Straucheln zu bewahren vermag.

Soll's uns hart ergehn,

Lass uns feste stehn,

Und auch in den schwersten Tagen

Niemals über Lasten klagen!

Denn durch Trübsal hier

Geht der Weg zu Dir.

Ordne unsern Gang,

Jesu, lebenslang.

Führst Du uns durch raue Wege,

Du gibst auch die nöt'ge Pflege:

Deine Herrlichkeit

Endet alles Leid !


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