Der Apostel beantwortet in diesem Kapitel eine Frage wegen des Götzenbildes und des ihm dargebrachten Opfers (Vers 1), wobei er den allgemeinen Grundsatz feststellt, das schwache Gewissen nicht zu verletzen. Zuerst nimmt er durch diesen Gegenstand Veranlassung, einige Worte über die Wertlosigkeit der bloßen Erkenntnis zu sagen (Vers 2). Sie blähet den auf, der sie besitzt, und bringt dem andern keinen Nutzen; während die Liebe erbaut und also des Nächsten Förderung bewirkt. Wenn ich an meiner Erkenntnis Gefallen habe, so beweise ich zunächst, dass diese Erkenntnis eine äußerliche und oberflächliche ist (Vers 2), dass ich sie nicht nach ihrem wahren und wesentlichen Inhalt aufgenommen habe, und dann, dass ich Gefallen an dem habe, was ich in mir finde, was ich als mein Teil betrachte, an meiner Erkenntnis, und ich dünke mich groß in meinen eigenen Augen; wohingegen die wahre christliche Erkenntnis etwas in Gott findet; und je mehr Gott selbst erkannt wird, desto größer wird Er der Seele und desto geringer alles, was in uns ist. Gott ist Liebe; und nur wer Gott liebt, erkennt Ihn und ist auch von Ihm erkannt, und nicht der Wissende (Vers 3). Die, welche Erkenntnis ohne Liebe haben, denken nur an sich! und richten andere, deren Erkenntnis oder Wissen schwächer ist; die Liebe aber verleugnet sich selbst und erbaut andere; und diese Liebe ist allein fähig, auf eine gesegnete Weise zu handeln.
Die erhobene Frage über das Essen des Götzenopfers bewies deutlich, dass nicht alle durch geistliche Einsicht in das völlige Licht darüber gebracht waren. Der Apostel geht nun auf diesen Gegenstand näher ein, indem er sagt: «Denn wenn es anders solche gibt, die Götter genannt werden, sei es im Himmel oder auf Erden (wie es ja viele Götter und viele Herren gibt), so ist doch für uns ein Gott, der Vater, von welchem alle Dinge sind, und wir für Ihn, und ein Herr, Jesus Christus, durch welchen alle Dinge sind, und wir durch, Ihn» (Verse 5. 6). Die Heiden hatten viele Götter und viele Herren oder Gewalten. Der Apostel bestätigt selbst, dass es solche Obergewalten und Herrschaften gibt, Wesen, die mit den Menschen in Verbindung sind und in gewisser Beziehung über ihnen stehen. (Vergl. Eph. 6, 12.) Er sagt in Kap. 10, 20 «Das, was die Nationen opfern, opfern sie den Dämonen». Für uns aber ist nur ein Gott, der Vater, der die Quelle aller Dinge ist, und wir gehören Ihm, und Jesus Christus, der Herr, der die Kraft und das Mittel ist, wodurch alle Dinge sind, und wir durch Ihn. Er ist unser Herr, und durch Ihn sind wir von jeder andern Macht befreit.